Buchtipp des Monats

Rabensommer

Elisabeth Steinkellner: Rabensommer (ab 14) 

Weinheim: Beltz & Gelberg 2015; 201 S.; € 13,40

 

Manchmal passiert es, dass man ein Jugendbuch in die Hand bekommt und nach wenigen Seiten weiß: Hier hat man einen Schatz entdeckt. Wie in diesem Fall, dem Debutroman der 1981 geborenen österreichischen Autorin Elisabeth Steinkellner.

Vier Freunde, August, Ronja, Niels und die Ich-Erzählerin Juli, verbringen gemeinsam den Sommer nach der Matura, bevor sich ihre Wege trennen. Bisher haben sie fast alles zusammen gemacht – wie Raben, denen ein außergewöhnliches soziales Verhalten innerhalb einer Gruppe nachgesagt wird.
Während nun Ronja nach London aufbricht und August immer wieder für ein paar Tage untertaucht, versucht Juli in der Großstadt Fuß zu fassen und sich für eine Studienrichtung zu entscheiden. Dass Niels, mit dem sie seit einem Jahr liiert ist, ihr den Laufpass gibt, wirft sie völlig aus der Bahn: „Und mit einem Mal weiß ich: Wir sind keine Raben. Wir sind einfach nur Motten, die wahllos in jedes Licht fliegen, das auf uns scheint.“ So kommentiert Juli ihre Situation und beendet mit diesen Worten den ersten Teil des Romans, der noch ganz traditionell erzählt wird.
Der zweite Teil besteht aus sehr kurzen tagebuchähnlichen Passagen, die (wie mit einem Scheinwerfer) Einblicke in Julis neue Lebenssituation geben. Dazwischen eingestreut sind Nachrichten von Ronja und von August, beide auf Reisen.
Außerdem beschreibt Juli ihre Träume, die fast immer von den Freunden handeln. Sie fühlt sich „wie eine fallen gelassene Masche“ und schreibt Listen, manchmal Einkaufslisten, manchmal Aufzählungen: „Was mir fehlt, seit Niels weg ist“ oder „Was ich an Karim so besonders finde“.
Und langsam ändert sich die Stimmung, hinter dem tristen Grau taucht ein zartes Rosa auf. Das erkennen wir auch an der letzten Liste, auf der ein Flugticket vermerkt ist…

Fazit: Ein wunderschönes Buch – nicht nur wegen der poetischen Sprache!

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