Eine Flucht aus Syrien – „… die anonyme Masse hat ein Gesicht“

Es war sehr still geworden in der Aula unserer Schule, als Muhammad Almifalani den Schülern der Unter- und Oberstufe den Weg seiner Flucht aus Syrien vor elf Monaten schilderte. Muhammad Almifalani hatte nach seinem soeben bestandenen Masterabschluss als Bauingenieur zwei Möglichkeiten: entweder in die Armee von Baschar al-Assad einzurücken oder zu fliehen. Wie dramatisch die Lage in Syrien tatsächlich ist, wurde daran deutlich, dass etliche von Muhammads Freunden bereits getötet wurden und auch er nur durch Zufall den Gewehrkugeln eines Assad-Soldaten entging. Muhammad entschied sich also für die Flucht. So ging es mit 18.000 Euro - in den Schuh eingearbeitet - los. Vom Süden Syriens in den Libanon, mit dem Flugzeug nach Istanbul, am Landweg an die Westküste der Türkei und mit einem Kutter nach Rhodos – so war der Plan. Doch es kam anders: Das Flüchtlingsboot hatte sich verirrt und „wir trieben zwei Tage am offenen Meer herum, Männer, Frauen und auch Kinder. Die Lage war äußerst angespannt, weil nicht genug Trinkwasser zur Verfügung stand - wir mussten schließlich das Toilettwasser trinken.“ Ein chinesischer Öltanker war die Rettung. Der Öltanker brachte die Flüchtlinge dann nach Athen, von dort ging es auf dem Landweg über Serbien nach Österreich. Übernachten mussten sie öfters im Freien.
Muhammad Almifalani hat bereits den Status eines anerkannten Flüchtlings erreicht. Er spricht mittlerweile sehr gut Deutsch und hat vor zwei Wochen sogar den Führerschein gemacht. Er arbeitet aktuell in einer Tierklinik in Sattledt, möchte aber seinen Beruf als Bauingenieur wieder ausüben.
Wir möchten uns auf diesem Wege nochmals bei Muhammad herzlich bedanken. Seine Schilderungen und beeindruckenden Fotos haben viele von uns nachdenklich und betroffen gemacht. Ein Schüler sagte nach diesem Vortrag: „Die anonyme Masse aus den Medien hat jetzt ein Gesicht!“
Ein Hinweis: Die 2A-Klasse sammelte am 2. und 9. Oktober Sach- und Kleiderspenden für die syrischen Flüchtlinge in Wels.

Text und Fotos: Mag. Klaus Hofwimmer

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