Ein starkes Stück: "Eichmann"

Der oberösterreichische Schauspieler Franz Froschauer beeindruckt und erschüttert in der Rolle des NS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann, der, in Linz aufgewachsen, zum perfekt funktionierenden Organisator der Judentransporte in die Vernichtungslager des Dritten Reichs wird. Nach dem Krieg kann er sich in Argentinien eine neue Existenz aufbauen, er wird entdeckt und 1960 in Israel vor Gericht gestellt, das ihn zum Tod verurteilt. Die über 270 Stunden des Verhörs sind Grundlage des Theaterstücks von Rainer Lewandowski, das im Februar dieses Jahres im Mühlviertel uraufgeführt und nun erneut nach zweimonatiger Zusammenarbeit Franz Froschauers mit Schülern des ORG der Franzisaknerinnen Vöcklabruck mehrmals zur Aufführung gebracht wurde. Die 8. Klasse und das WPG Darstellendes Spiel des RG Lambach besuchten die Vorstellung am 5. November und lernten dort einen Menschen kennen, der gemäß den Idealen seiner Zeit eben jenen „blinden Gehorsam“ zu leisten bereit war, den Hitler vom Volk forderte. Eichmann betonte im Prozess immer wieder, dass er nur Befehle empfangen und seine Pflicht erfüllt habe. Dass er für den Tod von 6 Millionen Juden mitverantwortlich sei, wies er stets von sich: „Ich habe nie einen Juden getötet...“ Unterstützt wurde Froschauer von einem Dutzend SchülerInnen, die als „Chor“ zwischendurch die Aussagen Eichmanns mit Liedausschnitten, Sprechchören und Marsch- und Tanzbewegungen untermauerten oder widerlegten. Einspielungen von Passagen aus Hitlers Reden ergänzten die Szenerie, sodass nicht nur die Person Adolf Eichmann, sondern eine ganze Gesellschaft lebendig zu werden schien, die in ihrer Unmenschlichkeit kaum zu ertragen und doch historische Realität sind. Doch nicht nur Entsetzen rief das Stück hervor, sondern ebenso das dankbare Bewusstsein, in einer anderen Welt leben zu dürfen, und die mahnende Frage nach Gewissen und Zivilcourage, die zu allen Zeiten zu stellen ist.

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